Mit Ethical Decision Making bessere strategische Entscheide fällen
Entscheidungen von Unternehmen sollen nicht nur praktisch und wirtschaftlich sinnvoll sein, sondern auch moralisch vertretbar. Der Prozess der Ethischen Entscheidungsfindung bietet in Situationen, in denen verschiedene Interessen, Werte oder Prinzipien miteinander in Konflikt geraten, Orientierung, um den richtigen Weg einzuschlagen.
Dadurch werden nicht nur Fehlentscheidungen vermieden, sondern auch langfristig Vertrauen in der Organisation und bei ihren Anspruchsgruppen aufgebaut. Ob es um den Umgang mit Mitarbeitenden, die Auswirkungen auf die Umwelt oder die Verantwortung gegenüber Kunden geht: Ethical Decision Making hat das Potenzial, Entscheidungen nicht nur gerechter, sondern auch nachhaltiger zu gestalten.
Wie funktioniert eine Ethische Entscheidungsfindung?
Ein bewährtes Modell zur Ethischen Entscheidungsfindung präsentieren Barbara Bleisch, Christoph Baumberger und Markus Huppenbauer in ihrem Buch “Ethische Entscheidungsfindung: Ein Handbuch für die Praxis”. Dieses Modell gliedert den Prozess in mehrere aufeinander aufbauende Schritte:
1. Problemidentifikation
Der erste Schritt besteht darin, die moralische Dimension eines Problems zu erkennen und klar zu formulieren. Dazu gehört auch, die beteiligten Interessengruppen (Stakeholder) zu identifizieren.
Beispiel: Ein Unternehmen steht vor der Entscheidung, ob es Produktionskosten senken soll, indem es Arbeitsstandards senkt.
2. Sammlung von Fakten
Im nächsten Schritt werden alle relevanten Informationen zusammengetragen, um eine solide Basis für die Analyse zu schaffen. Das können wirtschaftliche Daten, rechtliche Vorgaben oder wissenschaftliche Erkenntnisse sein.
Beispiel: Welche Auswirkungen hat die Senkung der Arbeitsstandards auf die Mitarbeitenden und die Reputation des Unternehmens?
3. Analyse der ethischen Prinzipien
Nun werden die zentralen moralischen Werte und Prinzipien identifiziert, die in der Entscheidung eine Rolle spielen, beispielsweise Gerechtigkeit, Verantwortung, Freiheit oder Nachhaltigkeit. Ziel ist es, mögliche Konflikte klar zu benennen.
Beispiel: Der Wert der Kosteneffizienz könnte mit dem Prinzip der sozialen Verantwortung in Konflikt geraten.
4. Entwicklung und Bewertung von Handlungsoptionen
Basierend auf den vorliegenden Informationen und der ethischen Analyse werden alternative Handlungsoptionen entwickelt und hinsichtlich ihrer Konsequenzen und moralischen Vertretbarkeit bewertet.
Beispiel: Welche Alternativen gibt es zur Senkung der Arbeitsstandards, um Kosten zu reduzieren?
5. Entscheidung
Nach sorgfältiger Abwägung wird im beteiligten Gremium gemeinsam eine Entscheidung gefällt. Dabei ist es von zentraler Bedeutung, die Argumentation festzuhalten und transparent zu dokumentieren.
6. Umsetzung und Evaluation
Schliesslich wird die Entscheidung umgesetzt und zu einem späteren Zeitpunkt evaluiert sowie reflektiert, um Lehren für künftige, ähnliche Situationen zu ziehen.
Was ist der Nutzen einer Ethischen Entscheidungsfindung für Unternehmen?
Die Ethische Entscheidungsfindung ist in der Medizin, zum Beispiel bei Entscheidungen über das Fortführen oder den Abbruch von lebenserhaltenden Massnahmen, seit langer Zeit fest etabliert. Doch auch Unternehmen, Stiftungen oder Verbände können von diesem Prozess profitieren.
Reputation
Entscheidungen, die moralisch gut begründet sind, stärken das Vertrauen von Kunden, Mitarbeitenden und allen anderen Anspruchsgruppen der Organisation. Ethical Decision Making fördert somit massgeblich und langfristig die Reputation eines Unternehmens.
Kommunikation
Die im Rahmen der Ethischen Entscheidungsfindung erstellte Argumentation hilft, einen schwierigen Entscheid glaubwürdig und selbstbewusst zu kommunizieren sowie auf Kritik seitens Medien oder Öffentlichkeit eingehen zu können. Sie eröffnet damit auch die Chance auf konstruktive Dialoge mit kritischen Anspruchsgruppen.
Strategie
Ethical Decision Making verbessert die Qualität von strategischen Entscheiden, da bereits früh mögliche Gefahren und Konflikte identifiziert und adressiert werden. Immer wieder zeigt sich dabei, dass Entscheide aufgrund der moralischen Dimension eine leichte Adaption erfahren, welche negative Auswirkungen reduziert oder verhindert.
Fazit
Die Ethische Entscheidungsfindung ist ein wertvolles, analytisches und kreatives Werkzeug, um in einer komplexen Welt moralisch fundierte Entscheidungen zu treffen. Sie hilft, die richtigen Werte in den Mittelpunkt zu stellen und Konflikte zwischen verschiedenen Ansprüchen zu lösen. Für Unternehmen bietet sie nicht nur die Chance, Fehltritte zu vermeiden, sondern auch langfristig Vertrauen aufzubauen und bessere Entscheidungen zu fällen.